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Fr 13 Feb Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen. (Epiktet) Fritz Perls soll einmal gesagt haben: „Wer eine Lebensversicherung abschließt IST schon tot!“ Er meinte damit, dass die Idee, das Leben versichern zu wollen uns bereits vom Strom des Lebens, von der Lebendigkeit abgetrennt hat. Sein auch gerne zitierter Satz: „Der gesunde Mensch hat keinen Charakter“, geht in die gleiche Richtung, wenn man ihn so versteht, dass der gesunde Mensch nicht berechenbar, sondern lebendig und spontan ist. Ein charaktervoller Mensch wäre dieser Definition zu Folge ein Mensch, der absolut berechenbar und immer gleich reagiert. Während ein lebendiger Mensch spontan, seinen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen im HIER und JETZT gemäß reagiert und handelt. In Zeiten von Terroranschlägen, wirtschaftlichen Krisen, hohen Arbeitslosenzahlen und tödlichen Seuchen wird das Bedürfnis nach Sicherheit bei den Menschen besonders groß. Noch mehr Überwachung, noch mehr staatliche Interventionen, ein perfekt funktionierendes Gesundheitssystem und immer mehr Versicherungen sollen garantieren, dass uns nichts passieren kann. Doch ist das überhaupt möglich? Alles Lebendige verändert sich unentwegt, der Versuch, es in immer engere Grenzen zu zwängen, tötet alles Lebendige in uns. Wir sind dann scheintote Zombies, die nichts mehr wagen, kein Risiko mehr eingehen, jeden kleinsten Konflikt mit dem Coach oder Psychologen besprechen und uns immer mehr in eine Scheinwelt totaler Sicherheit begeben. In den letzten Jahren fällt mir auch auf, dass immer mehr Klientinnen und Klienten in psychologische Beratung oder Psychotherapie kommen mit dem impliziten oder ausgesprochenen Anliegen, perfekter zu funktionieren und am besten absolute Sicherheit in allen Dingen, die sie tun, zu erlangen. Wenn ich diesen Auftrag in die Sprache der Gestalttherapie übersetzen würde, so lautete er: „Bitte lieber Therapeut treibe mir alle Menschlichkeit aus!“ In gewisser Weise entspricht das natürlich dem Zeitgeist. ...
Angst Gestalttherapie Sicherheit Sicherheitsbedürfnis Todesangst   Permalink

Fr 15 Nov Eine der häufigsten Fragen, die Menschen stellen, wenn sie eine Psychotherapie beginnen, ist die Frage Warum. - Warum bin ich immer so aggressiv? Warum wage ich es nie, meinen Mund aufzumachen, wenn der Chef mich anschreit? Warum befürchte ich ständig, eine schwere Krankheit zu haben? In vielen Fällen scheint hinter dieser Warum-Frage die magische Annahme zu stecken, dass nur diese eine Ursache gefunden werden müsste, um alle Probleme im Leben des betreffenden Menschen zu lösen. Allerdings funktionieren Menschen nicht wie Computer oder Roboter, bei denen man nur einen Schalter umlegen muss und alles läuft wieder einwandfrei. Was hier wie eine Plattitüde klingt, scheint doch eine fixe Idee vieler Menschen zu sein. Die Warum-Frage gilt in der Gestalttherapie daher aus gutem Grund als verpönt. Zum einen, weil es darauf eben nicht nur eine einzige, sondern unzählige Antworten gibt und zum anderen, weil diese Frage zum Intellektualisieren verführt. Im Allgemeinen suchen wir in der Psychotherapie gemeinsam mit dem Klienten die für ihn gültige Wahrheit und wir bilden Hypothesen, die wir dann im Gespräch zu bestätigen oder zu verwerfen versuchen. Es ist aber nicht gesagt, dass die dann gefundene Erklärung für diesen Klienten für alle Zeit passen wird. Denn er entwickelt sich idealerweise ja auch lange nach der Therapie weiter und wird später andere Erklärungen finden, die ihm passender erscheinen und mehr erklären als die vorherige. In der Wissenschaft verhält es sich ja im Übrigen genauso. Ist erst einmal eine wissenschaftliche Theorie oder ein Paradigma gefunden, gilt sie vorerst als bewiesen. Nach vielen Jahren, Jahrzehnten und in einigen Fällen vielleicht Jahrhunderten, mehren sich dann die Ausnahmen, die nicht in diese Theorie passen. Zunächst wird dann versucht, die Ausnahmen so zurechtzubiegen und umzuinterpretieren, dass sie dennoch zur bisherigen Theorie passen. Irgendwann ist das aber nicht mehr möglich und es muss ein neues wissenschaftliches Paradigma entwickelt werden, das mehr erklärt als das vorige. ...
Gestalttherapie Neurose Warum-Frage   Permalink

Fr 18 Okt Veränderung geschieht dann, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht zu werden, was er nicht ist. (Arnold R. Beisser) In vielen Menschen ist eine Sehnsucht nach Veränderung und gleichzeitig haben sie große Angst vor dem Neuen und Ungewissen. Denn der Mensch gewöhnt sich an alles. Und so ist uns das vertraute Unglück oft allemal lieber als das unbekannte Glück. Aber das ist nicht das einzige Hindernis, das echter Veränderung im Weg steht. Sehr häufig sind es auch falsche Vorstellungen, was denn Veränderung eigentlich sei. Nicht wenige Menschen stellen sich vor, sie seien Mensch A und müssten Mensch B werden. Jetzt bin ich faul, esse unglaublich viel, verbringe fünf Stunden am Tag mit fernsehen und morgen dann beginne ich Sport zu betreiben, Diät zu halten und das Fernsehen zur Gänze sein zu lassen. Derartige Vorstellungen sind nicht nur schwer zu erfüllen, sie sind sogar ganz und gar unmöglich. Ich kann niemals Wolfgang Amadeus Mozart oder Carl Gustav Jung werden, sosehr ich mich auch bemühte. Ich bin vielmehr Stefan Hofbauer und das einzige, was wirklich realistisch ist, ist mit jedem Tag mehr dieser Stefan Hofbauer zu werden. Die Geschichte von Rabbi Hillel*) bringt das Gesagte deutlich auf den Punkt: Rabbi Hillel, dem großen, weithin gerühmten, weisen Rabbi Hillel, der verehrt wurde von seinen Schülern und Anhängern, und doch ein ganz bescheidener, stiller Mann geblieben war, dem Rabbi Hillel gelang es, wie die chassidischen Legenden berichten, für einen kurzen Augenblick aus dem Jenseits zurückzukommen. So stark waren seine spirituellen Kräfte, so tief war seine Frömmigkeit, dass ihm solches - ja - erlaubt war. Er lag auf seinem Sterbebett. Auch die großen, weisen, ganz verinnerlichten heiligmäßigen Lehrer sterben eines Tages. Seine Schüler, seine Anhänger rings aus dem ganzen Land, waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Sie standen stumm betend um sein Bett und sahen, wie das Gesicht des Rabbi Hillel heller und heller, strahlend wie ein Licht wurde. ...
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