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Psychotherapeut*innenGinser Claudia



Fach-Interview von Claudia Ginser

F: Was ist Systemische Familientherapie?

Die systemische Therapie ist ein anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren, das sich auf das soziale Umfeld eines Menschen konzentriert – auf das „System“, in dem er lebt. Dieses System kann die Familie, Partnerschaft, der Freundeskreis, aber auch das berufliche Umfeld sein. Die Grundannahme: Psychische Probleme entstehen und bestehen nicht isoliert, sondern in Wechselwirkung mit Beziehungen, Rollen, Kommunikationsmustern und unausgesprochenen Regeln innerhalb dieser Systeme.

Zentrale Idee: Der Mensch ist Teil eines Systems
In der systemischen Therapie steht nicht nur das einzelne Individuum im Mittelpunkt, sondern immer auch dessen Beziehungen zu anderen. Die Fragen lauten:
• In welchem Umfeld lebt dieser Mensch?
• Wie wirkt dieses Umfeld auf ihn – und wie wirkt er auf das Umfeld?
• Welche unbewussten Dynamiken oder Muster halten das Problem aufrecht?

Es geht also nicht nur darum, ein Symptom (z. B. Angst, Depression, Konflikte) „wegzumachen“, sondern zu verstehen, welche Funktion dieses Symptom im Gesamtsystem hat. Manchmal spielt es – paradox – sogar eine wichtige Rolle dabei, Stabilität in einem belasteten Umfeld zu erhalten.

Ressourcen- und Lösungsorientierung
Ein besonderes Merkmal der systemischen Therapie ist ihre lösungsorientierte Haltung. Sie fragt nicht primär: „Warum ist das passiert?“, sondern:
• „Was hilft Ihnen, mit der Situation besser umzugehen?“
• „Welche Ausnahmen vom Problem gibt es – und wie haben Sie das geschafft?“
• „Welche Stärken und Ressourcen stehen Ihnen zur Verfügung?“

Diese Haltung nimmt Betroffene ernst, sieht sie nicht als defizitär oder krank, sondern als kompetente Menschen, die in einem schwierigen Kontext leben oder gelitten haben – und deren Fähigkeiten (oft verschüttet) wieder aktiviert werden können.

Typische Themen in der systemischen Therapie
Systemische Therapie eignet sich für Einzelpersonen, Paare, Familien und Gruppen. Sie wird u. a. bei folgenden Anliegen angewendet:
• Familiäre Konflikte und belastende Beziehungsmuster
• Partnerschaftsprobleme und Trennungen
• Psychische Belastungen wie Depression, Angst, Essstörungen oder psychosomatische Beschwerden
• Kinder- und Jugendprobleme, z. B. Schulverweigerung, ADHS, Selbstverletzung
• Herausforderungen im beruflichen Umfeld (z. B. Mobbing, Burnout)
• Veränderungskrisen oder Lebensübergänge (z. B. Elternwerden, Pensionierung, Trauer)

Die Rolle der Therapeutin oder des Therapeuten
Systemische Therapeut:innen verstehen sich nicht als „Allwissende“, die Diagnosen stellen und Lösungen vorgeben. Vielmehr begleiten sie einen Prozess, in dem Klient:innen neue Perspektiven entdecken, blinde Flecken erkennen und eigene Handlungsmöglichkeiten erweitern. Typisch ist dabei eine Haltung der Neugier, Offenheit und Wertschätzung.

Statt zu sagen: „So ist es“, wird gefragt:
• „Könnte man es auch anders sehen?“
• „Was würde Ihre Schwester sagen?“
• „Wie würde sich Ihr Leben ändern, wenn das Problem morgen verschwunden wäre?“

Durch solche zirkulären Fragen, Perspektivwechsel und ungewöhnliche Impulse werden Denk- und Beziehungsmuster sichtbar gemacht – oft auf überraschende Weise.

Methoden und Werkzeuge
Die systemische Therapie bedient sich vielfältiger Methoden – abhängig vom Setting (Einzel, Paar, Familie) und vom Ziel der Klient:innen. Dazu gehören:
• Genogramm: ein Familienstammbaum mit emotionalen, sozialen und historischen Informationen – hilft, generationsübergreifende Muster zu erkennen.
• Skulpturarbeit: mit Figuren oder Personen wird ein Beziehungssystem im Raum „aufgestellt“ – hilfreich zur Visualisierung von Spannungen oder Nähe-Distanz-Erleben.
• Reframing: Eine belastende Situation wird in einen neuen Deutungsrahmen gestellt – etwa „mein Rückzug ist nicht Schwäche, sondern Selbstschutz“.
• Hypothetische Fragen („Was wäre, wenn …?“), Externalisierung des Problems („Das Problem sind nicht Sie, sondern die Angst, die mit Ihnen lebt“), Rollenwechsel, Metaphernarbeit, paradoxe Interventionen u. v. m.

Die Methoden sind stets auf das konkrete Anliegen und die Persönlichkeit der Klient:innen abgestimmt – es gibt kein fixes Schema.

Wissenschaftliche Anerkennung
Die systemische Therapie in Österreich als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zugelassen. Studien zeigen, dass sie besonders wirksam ist bei:
• Depressionen
• Ängsten
• Psychosomatischen Störungen
• Suchtproblemen
• Essstörungen
• Familienthemen
• Chronischen Erkrankungen in der Familie
• Konflikten in Paarbeziehungen oder Patchworkfamilien

Sie wird heute in vielen Kontexten eingesetzt: in Kliniken, Beratungsstellen, Schulen, Unternehmen und natürlich in der psychotherapeutischen Praxis.

Haltung: Jeder Mensch ist Experte seines Lebens
Ein zentraler Gedanke der systemischen Therapie ist, dass Menschen Experten ihres eigenen Lebens sind. Sie tragen bereits viele Lösungen in sich – auch wenn sie im Moment vielleicht verdeckt sind. Die Aufgabe der Therapie ist es, den Rahmen zu schaffen, in dem diese Lösungen sichtbar und nutzbar werden können.

Der Blick wird nicht nur auf das Problem gerichtet, sondern vor allem auf:
• Stärken und Ressourcen
• bestehende Fähigkeiten
• bisherige Bewältigungsstrategien
• verfügbare Netzwerke

Diese wertschätzende und empowernde Haltung macht die systemische Therapie für viele Menschen zugänglich – auch für jene, die mit klassischen medizinischen Diagnosen hadern oder sich nicht „therapiebedürftig“ fühlen.

Zusammenfassung
Systemische Therapie bedeutet, den Menschen in seinem Beziehungsgeflecht zu sehen und mit ihm gemeinsam neue Perspektiven, Lösungen und Wege zu entwickeln.
Sie ist lösungsorientiert, wertschätzend, kreativ und alltagsnah. Statt Ursachen lange zu analysieren, wird nach Handlungsspielraum gesucht – nach dem, was möglich ist.

Für viele ist genau das eine große Erleichterung: In der systemischen Therapie geht es nicht darum, „repariert“ zu werden, sondern die eigenen Ressourcen neu zu entdecken und aktiv zu gestalten, wie man leben möchte.



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