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Klinische Psychologie

Die Klinische Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, das sich mit der Diagnose von psychischen Störungen sowie mit der Beratung und Behandlung (z.B. Psychotherapie) von Menschen in Krisen beschäftigt. Die Klinische Psychologie befasst sich mit Störungen, die in erster Linie auf einer falschen Verarbeitung von Erlebnissen beruhen, d.h. seelisch bedingt sind. Mit dem unscharfen Begriff der „klinischen“ Tätigkeit ist im allgemeinen eine Berufstätigkeit gemeint, bei der Therapie und Beratung im Vordergrund stehen.

Klinische Psycholog*innen bieten Unterstützung beispielsweise bei folgenden Themen:

- Bei psychosomatischen Beschwerden,
- bei psychischen Problemen und Erkrankungen z.B. Suchtprobleme, Ängste, Depressionen, - Ess-Störungen, Kontaktschwierigkeiten usw.
- bei psychischen Belastungen, die durch körperliche Erkrankungen hervorgerufen werden,
- bei akuten Krisen

Die Klinische Psychologie ist das größte Einsatzgebiet für Psycholog*innen. Die klinisch-psychologische Tätigkeit umfaßt Diagnostik, Beratung und Behandlung.

Klinische Psycholog*innen sind anzutreffen:

- in eigenen psychologischen Praxen
- in medizinischen Kliniken, besonders in den Abteilungen für Psychiatrie und Neurologie
- in Kinderkliniken
- in geriatrischen Einrichtungen (Einrichtungen für alte Menschen)
- in Beratungsstellen, z.B. als Drogen-, Erziehungs-, Familien- und Eheberater*innen
- in sonderpädagogischen Einrichtungen z.B. für schwererziehbare Kinder und Jugendliche und in Einrichtungen für behinderte Menschen
- in Einrichtungen der beruflichen und medizinischen Rehabilitation
- mehr als 30% der Klinischen Psycholog*innen arbeiten auch als Psychotherapeut*innen. Bei der Psychotherapie steht die Behandlung psychischer Probleme und Erkrankungen unter Anwendung unterschiedlichster therapeutischer Verfahren im Vordergrund (siehe auch www.PsyOnline.at)

Zur Liste von Klinischen Psycholog*innen


Psycholog*innen mit speziellen Ausbildungen:

Spezialisierung Klinische Neuropsychologie gem. § 29 Abs. 5 PG 2013

Psychologische Beratung bei ästhetischen Operationen (gemäß ÄsthOpG)

Klinisch-Psychologische Diagnostik

Seit 1995 ist Klinisch-Psychologische Diagnostik eine Dienstleistung des Gesundheitswesens, deren Kosten von den Versicherungsträgern übernommen werden. Mit einer ärztlichen Überweisung können Patienten eine psychologische Untersuchung bei einem/einer VertragspsychologIn für klinisch-psychologische Diagnostik in Anspruch nehmen. Direkt überweisen können derzeit FachärztInnen für Innere Medizin, für Neurologie, Psychiatrie und für Kinderheilkunde. Bei Überweisungen von FachärztInnen anderer Fachrichtungen, praktischen ÄrztInnen, WahlärztInnen und PsychotherapeutInnen ist derzeit eine chefärztliche Genehmigung notwendig.
 

VertragspsychologInnen
Derzeit stehen in Österreich ca. 100 VertragspsychologInnen für klinisch-psychologische Diagnostik zur Verfügung, eine flächendeckende Versorgung wird in den nächsten Jahren angestrebt.

Zur Liste von VertragspsychologInnen


WahlpsychologInnen
WahlpsychologInnen müssen eine den VertragspsychologInnen entsprechende Qualifikation in psychologischer Diagnostik aufweisen. Von den Krankenkassen werden 80 % der Honorarkosten rückerstattet.

Zur Liste von WahlpsychologInnen

Psychologische Diagnostik

Der aus dem Griechischen stammende Begriff dia (=hindurch) gnosis (=Erkenntnis, Lehre) heißt soviel wie „unterscheidende Beurteilung“. Geläufig ist der Begriff aus der Medizin, dabei werden Beschwerden und Befunde auf eine zugrundeliegende Krankheit zurückgeführt. Psychologische Diagnostik ist einerseits die Lehre von den Methoden und Verfahren, die der sachgemässen Durchführung einer Diagnose dienen. Sie gilt als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Teildisziplinen der Psychologie. Andererseits bezeichnet Psychologische Diagnostik auch den Vorgang, bei dem mittels verschiedenen diagnostischen Verfahren gezielte Informationen über Eigenschaften eines Menschen gewonnen werden.

Aufgaben

Die Aufgaben der Psychologischen Diagnostik sind im einzelnen:
 

(1) Beschreibung
Personen werden hinsichtlich verschiedener Merkmale (als Ist-Zustand) beschrieben, wie z.B Intelligenz, spezielle Fähigkeiten, Persönlichkeit und Verhalten.
 

(2) Klassifikation
Psychologische Diagnostik kann helfen, Symptome oder Erkrankungen zu klassifizieren, z.B. eine Diagnose wie Depression, neurotische Störung, Angstneurose zu stellen.
 

(3) Ursachen
Die Ursachen der festgestellten Merkmale können mit Hilfe von Tests untersucht werden.
z.B.: Ist die schlechte Leistung in der Schule durch geringe Leistungsmotivation, ungünstige psychosoziale Umstände (z.B. mangelnde Förderung) oder eine bestimmte Beeinträchtigung verursacht?
 

(4) Prognose
Die Diagnostik soll aufgrund der Ergebnisse bestimmte Voraussagen erlauben:
z.B.: Ist angesichts der Beeinträchtigung die Befähigung zum Lenken von Kraftfahrzeugen gegeben?
 

(5) Hilfestellung für einen Behandlungsplan
Psychologische Diagnostik sollte im Idealfall auch der Erstellung eines gezielten Behandlungsplanes dienen.
z.B.: In welchen Teilbereichen bestehen bei bekannter Intelligenzminderung am ehesten Förderungsmöglichkeiten?
 

(6) Verlaufskontrolle der Störung
Der Verlauf von Störungen kann erfasst und dokumentiert werden.
z.B.: Bewirkte eine bestimmte Störung (z.B. Epilepsie, Schizophrenie, Alkoholabhängigkeit) nach Jahren eine kognitive Leistungseinbuße?
 

(7) Überprüfung von Trainingseffekten
Die Auswirkungen von psychologischen Trainingsprogrammen können untersucht werden.
Beispiel: Welche Verbesserungen der Merkfähigkeit zeigen sich nach einem sechsmonatigen Merkfähigkeitstraining?
 

Anwendungen
 

Mit Hilfe von psychologischen Tests können Psychologen ...

in der Berufsberatung
- die Eignung und Interessen von Personen feststellen
- mögliche passende Berufe herausfinden
 

in Betrieben:
- fähige Mitarbeiter auswählen
- Konflikte im Betrieb erfassen
- die Betriebskultur erfassen
 

bei Krankheit
- die Befindlichkeit eines Kranken erfassen
- Ärzte bei der Diagnose unterstützen
 

bei psychischen Erkrankungen
- psychische Erkrankungen erkennen
- die Ursachen von Erkrankungen suchen
- Heilungsmöglichkeiten einschätzen
- Therapievorschläge erstellen
- Therapieverlauf und -ergebnis bewerten
 

in Bezug auf die Schule
- die Schulreife von Kindern prüfen
- bei Entscheidungen für einen Schulübertritt beraten
- Hochbegabung feststellen
- Stärken und Schwächen feststellen
 

für Menschen mit Behinderungen
- Lern- und Leistungsdefizite feststellen, Abhilfen vorschlagen
- Entwicklungsstörungen möglichst früh erkennen,
- Eltern frühzeitig beraten, Therapie vorschlagen
 

bei Gericht
- Glaubwürdigkeit von Zeugen beurteilen
- Schuld- bzw. Zurechnungsfähigkeit begutachten
- bei Scheidung Vorschläge in Bezug auf das Sorgerecht machen
 

in Bezug auf den Straßenverkehr
- Fähigkeit erfassen, ein Fahrzeug zu lenken (z.B. bei älteren Menschen)
- Fahreignung für die Wiedererlangung des Führerscheins überprüfen (bei Verurteilung wegen „Alkohol am Steuer“)
 

für Erwerb eines Waffenscheins
- Verlässlichkeit zur Erlangung eines Waffenscheins begutachten
 

für die Werbung
- das Waren-Image erfassen
- den Einfluss von Werbemitteln messen
- Reaktion von Menschen auf spezielle Werbeformen erkunden

 

Ablauf
 

1. Auftrag und Fragestellung
Die betreffende Person oder ein Dritter (Gericht, Arzt) erteilt einen Auftrag an den Psychologen/die Psychologin, der/die eine psychologische Fragestellung daraus formuliert (falls er/sie diese nicht bereits vorgelegt bekommt).
 

2. Untersuchungsplan
Der Psychologe/die Psychologin erstellt einen Untersuchungsplan, in dem er/sie die Methoden der Untersuchung festlegt.
 

3. Durchführung der Untersuchung
Die Psychologischen Verfahren, die der Psychologe/die Psychologien ausgewählt hat, werden durchgeführt.
 

Zu den diagnostischen Verfahren zählen vor allem die psychologischen Tests, die Anamneseerhebung, die Exploration und die Verhaltensbeobachtung. Darüberhinaus stellen Assessment-Center, Soziogramm und Arbeitsplatzanalyse besondere, "neuere" Verfahren dar. (Links, bzw. genauere Beschreibung weiter unten).
 

Anamnese
Die Anamnese dient zur Sammlung der mit der Fragestellung in Verbindung stehenden Informationen. Die Krankheits- und Lebensgeschichte des Klienten/der Klientin wird erfasst, und es werden Daten zur Persönlichkeit, zum Problembereich und zu den sozialen Beziehungen des/der Betroffenen erfragt.
 

Exploration
Unter Exploration versteht man eine genaue Befragung des Klienten. Statt Exploration kann man auch den Begriff "entscheidungsorientiertes Gespräch" verwenden. Damit bezeichnet man ein Gespräch, das zur Vorbereitung von möglichst zufriedenstellenden Entscheidungen dient und nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt und ausgewertet wird. (Westhoff und Kluck, 1991, S 95 aus Kubinger)
 

Verhaltensbeobachtung
Beim psychologischen Diagnostizieren spielen Gelegenheitsbeobachtungen immer eine begleitende Rolle. Der Eindruck, den der Klient/die Klientin erweckt, kann für die Fragestellung von Bedeutung sein kann.
 

Das Verhalten kann auch gezielt und methodisch kontrolliert beobachtet werden. Bei einem Kind mit Leistungsproblemen in der Schule kann der Psychologie/die Psychologin z.B. darauf achten, ob es beim Lösen der Testaufgaben sehr nervös ist und ob es desinteressiert oder leistungsfreudig wirkt.
 

Tests
Bei der Durchführung von psychologischen Tests ist es wichtig, dass der/die KlientIn ausgeruht ist, dass gute Arbeitsbedingungen vorhanden sind (z.B. ausreichend Licht, kein Lärm), und auch, dass in ausreichendem Maße Pausen zwischen einzelnen Teilen der Tests eingehalten werden. (Für eine genauere Beschreibung von Tests siehe Kapitel „Tests“!)
 

4. Psychologisches Gutachten
Die gesammelten Daten werden ausgewertet und interpretiert und müden in einem psychologischen Gutachten.

Dieses enthält im Allgemeinen

- eine Darstellung der Fragestellung und des Sachverhaltes,
- die gesammelten Hintergrundinformationen (Enwicklungsgang, derzeitige Lebensumstände)
- eine Stellungnahme des Klienten zur Fragestellung
- die Testergebnisse und deren Interpretation
- eine Zusammenfassung und
- eine Stellungnahme des Psychologen/der Psychologin zur Fragestellung.

In den den meisten Fällen schließt es mit einem Vorschlag bzw. einer Empfehlung zu weiteren (sofern notwendig) Schritten.
 

5. Resultategespräch
In einem gemeinsamen "Resultategespräch" werden die Ergebnisse der Untersuchung detailliert besprochen. Die mögliche Bedeutung der einzelnen Resultate hinsichtlich der Fragestellung wird erläutert, um Klarheit über eine mögliche Entwicklungsrichtung zu erhalten.


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